Med'EqualiTeam
16. März 2021
Die COVID-19-Pandemie hat die ganze Welt- auch Samos-schwer getroffen. Die Pandemie hat sowohl das Leben von Geflüchteten als auch unsere Arbeitsweise verändert.
Griechenland blieb bis August 2020, als die Fallzahl von 100 zum ersten Mal überschritten wurde, weitestgehend von der Pandemie verschont. Ebenso wurde auf Samos bis Juli 2020 kein Fall bekannt. Die ersten COVID-Maßnahmen im März und April haben die Ausbreitung des Virus in Griechenland größtenteils gestoppt. Als auf Samos die ersten Fälle in der Stadt auftraten, wurde zunächst für das Geflüchteten-Lager ein Lockdown verhängt und später für die gesamte Insel. Die Maßnahmen gehören zu den striktesten in ganz Europa: Man darf das Haus nur für essentielle Vorhaben verlasen.
Im Mai 2020 wurden diese Maßnahmen Schritt für Schritt gelockert und im Sommer kehrte man fast zur Normalität zurück - bis auf das Geflüchteten-Lager in Samos, für das im September, nach dem Auftreten neuer COVID-Fälle, erneut ein Lockdown verhängt wurde.
Obwohl für ganz Griechenland am 07. November 2020 ein weiteres Mal ein Lockdown beschlossen wurde, blieb die Insel Samos, aufgrund des Erdbebens am 30. Oktober 2020, von diesem verschont.
Das Beben, mit einer Stärke von 7 auf der Richter-Skala, hat auf der Insel viel Zerstörung angerichtet. Diese wurde durch den darauffolgenden Tsunami noch verschlimmert.
Da die Insel sehr unter den Schäden leidet und um den Wiederaufbau zu beschleunigen, wurde auf Samos im November im Gegensatz zum Rest des Landes kein Lockdown verhängt. Außerdem wurden bis Februar 2021 nur wenige COVID-Fälle bestätigt.
Am 5. Februar 2021 wurden COVID-19 Fälle unter den militärischen Einsatzkräften, die auf Samos stationiert sind, bekanntgegeben. Die Infektionskette setzte sich fort. Einige Tage später wurde das Virus auch in der Stadt festgestellt. Schließlich wurden am 26. Februar erste Fälle im Geflüchteten-Lager bestätigt. Am 27. Februar wurde, mit sieben Fällen im Geflüchteten-Lager und weiteren in den Städten, von den Behörden auf Samos ein Lockdown verkündet. Dieser hält bis Mai 2021.
Im Geflüchteten-Lager wurde als erstes der Lock-Down verhängt. Der Rest der Insel folgte rasch darauf. Im Geflüchteten-Lager wurde der Lockdown als erstes verhängt. Der Rest der Insel folgte rasch darauf. Die Maßnahmen für die Geflüchteten im Lager unterscheiden sich jedoch von denen für die Bewohner*innen der Städte. Darüber hinaus wurde der Lockdown im Camp seit September nicht gelockert. Die Einschränkungen, die die Geflüchteten durch die Pandemie erfahren, addieren sich zu den Schwierigkeiten und Katastrophen, die bereits bestehen.
Der Lockdown bedeutet für die Geflüchteten im Lager eine Ausgangseinschränkung mit Kontrollen, die durch die Behörden durchgesetzt wird. Nur eine Person pro "Haushalt" darf für eine begrenzte Zeit das Geflüchteten-Lager verlassen. Diese Einschränkung führt zur Bildung langer Warteschlangen am Ausgang des Geflüchteten-Lagers, wodurch die Abstandsrichtlinien schwer zu einzuhalten sind. Darüber hinaus erschwert dies den Zugang der Geflüchteten zu unserer Klinik und anderen Organisationen zur Unterstützung von Geflüchteten. Aus diesem Grund haben wir beschlossen direkt am Eingang des Geflüchteten-Lagers eine Freiluftklinik zu eröffnen. Die Behörden gewähren den Patient*innen für das Aufsuchen unserer Klinik seitdem eher den Ausgang aus dem Lager, da sie wissen, dass diese dazu nicht in die Innenstadt gehen.
Darüber hinaus hinderte die Regel, dass nur eine Person pro Familie das Lager verlassen darf, einige Patient*innen daran zu uns zu kommen. Beispielsweise wurde den Eltern das Verlassen des Geflüchteten-Lagers mit ihrem kranken Kind verweigert, sodass sie allein zu uns kamen und versuchten ohne Untersuchung des Kindes Medikamente zu erhalten.
Einschränkungen im Zusammenhang mit der Epidemie haben zur Schließung vieler psychosozialer Organisationen und Dienste geführt, die von Geflüchteten dringend benötigt werden. Da viele Bildungs- und Erholungszentren für Geflüchtete geschlossen werden mussten, war ein Mangel an psychologischer Unterstützung stark zu spüren. Trotz der Einrichtung von Videokonsultationen mit Hilfe von Ärzte ohne Grenzen, hatte die Einschränkung des bereits stark limitierten sozialen Lebens unbestreitbare Auswirkungen, was insbesondere bei Kindern deutlich wurde. Die meisten unserer Patient*innen flohen vor Krieg und Not, nur um das Chaos im Geflüchteten-Lager, Brände und Erdbeben zu ertragen. Dies zwang viele Geflüchtete gewisse Traumata erneut zu erleben.
Zusätzlich zur COVID-19-Epidemie und den damit verbundenen Einschränkungen, kam es wiederholt zu weiteren Komplikationen der Lebensumstände innerhalb des Lager. Am 2. und 11. November 2020 brachen zwei Brände im Lager aus und zerstörten die Unterkünfte von mehr als 1.000 Menschen.
Im März 2020 haben die Reisebeschränkungen und die Unsicherheiten die Anzahl der Freiwilligen in unserem Team so weit reduziert, dass wir Ende März mit nicht mehr als 6 Personen gearbeitet haben. Außerdem musste jede*r Freiwillige 14 Tage in Quarantäne gehen, bevor er/sie in der Klinik arbeiten konnte, was die finanziellen Kosten für die Freiwilligen erhöhte.
Mit einer neuen Situation und vielen Unsicherheiten konfrontiert, haben wir die Sicherheitsmaßnahmen erhöht, während wir weiterhin 6 Tage pro Woche für die Patient*innen geöffnet hatten, die weiterhin unsere Klinik aufsuchten. Hinsichtlich des zweiten Lockdowns im Geflüchtetenlager im September 2020 haben wir uns dazu entschieden eine Klinik im Freien am Eingang des Lagers zu errichten, um einen niederschwelligen Zugang für die Patient*innen zu ermöglichen. Dort und in unserer Hauptklinik in der Stadt, haben wir die notwendigen Sicherheitsmaßnahmen diesen vulnerablen Patient*innen weiter angepasst. Doppelte Masken, Sicherheitsabstand, Händedesinfektionsgel für Patient*innen und Mitarbeiter*innen, Flächendesinfektionsmittel, Sprechstunde im freien und vieles mehr- wir tun alles in unserer Macht stehende um die Patient*innen, ihr Umfeld und unser Team zu schützen.
Die Pandemie hat unsere Freiwilligen auch außerhalb der Klinik beeinflusst. Natürlich mussten sie sich an die griechischen Vorschriften halten, aber zusätzlich an die Präventionsmaßnahmen, die Med’Equali Team eingeführt hat.
Wir haben für unsere Freiwilligen striktere Maßnahmen entwickelt, um ein minimales Risiko für sie und unsere Patient*innen sicher zu stellen. Zum Beispiel dürfen Freiwillige die Häuser der anderen Freiwilligen nicht besuchen und keine Community Volunteers zu sich nach Hause einladen. Da wir uns der Auswirkungen auf die Psyche bewusst sind, haben wir ein System mit verschiedenen Warnstufen eingeführt, die die Fallzahlen auf der Insel Samos berücksichtigen- in der Stadt und im Geflüchtetenlager.